Auf Einladung des «Tages-Anzeigers» debattieren Balthasar Glättli, grüner Gemeinderat aus Zürich, und der Zürcher FDP-Nationalrat Filippo Leutenegger alle zwei Wochen zu einem von der Redaktion vorgegebenen Thema. Heute: Ist die Euro-Euphorie, die vom Stadtpräsidenten in der Stadt Zürich verbreitet wird, berechtigt oder übertrieben?
Skepsis gegenüber offizieller Jubelstimmung ist verständlich. Volksfeste können unerträglich sein. Vor lauter Anstehen für Bier oder Wurst, Kebab und Eis vergisst man bald den Grund der kollektiven Ausgelassenheit. Skepsis gegenüber der Euro verstehe ich. Als Hardturm-Stadionkritiker wurde ich als Euroverhinderer beschimpft. Der Stapi teilte «Ökoterrorist » aus. Und Doris Fiala ebnete sich den Weg nach Bern mit ihrer Initiative zur Abschaffung des Verbandsbeschwerderechts.
Kathrin Martelli aber legte ein Alternativszenario vor. Und Herr und Frau Zürcher sagten demokratisch mit fast 70 Prozent Ja zu 11 Zusatz-Millionen für den Euro-Letzigrund. Sie wollten die Euro: in Zürich!
Es war immer klar: Fans lösen sich zwischen den Spielen nicht in Luft auf. Euro heisst Tramchaos, Staus, viel Bier und dreckigere Strassen. Und doch. Wos Ernst gilt, merke ich, dass ich mich freue: auf ein paar schlaflose Nächte, hoffentlich auch Schweizerinnen und Schweizer, die nach Schweizer Siegen hupen. Und über mein glücklich zugelostes und teuer bezahltes Gemeinderatsticket zum Zürcher Euro-Auftakt.
Soll unser sonst so langweilig ausgeglichener Stadtrat ruhig Euphorie versprühen: Mit griesgrämiger Miene macht ein solcher Anlass mit all seinen Nebengeräuschen wirklich keinen Spass. Darum lasse ich mir meine eigene Freude auf eine einmalige Euro nicht nehmen. Ganz zuletzt von ein paar FDPlern, die plötzlich Zürichs Verkehrsprobleme entdeckt haben!