Auf Einladung des «Tages-Anzeigers» debattieren Balthasar Glättli, Gemeinderat der Grünen aus Zürich, und der Zürcher FDP-Nationalrat Filippo Leutenegger alle zwei Wochen zu einem von der Redaktion vorgegebenen Thema. Heute: Der Aargau möchte die Autobahn A1 zwischen Baregg-Tunnel und Wiggertal für 1 Milliarde auf sechs Spuren ausbauen. Im Kanton Zürich wird am Montag im Kantonsrat der Ausbau des «Flaschenhalses» Gubristtunnel von 4 auf 7 Spuren und der Stzrecke bis Aubrugg von 4 auf 6 Spuren diskutiert. Dringend notwendig oder absolut daneben?
Beim Strassenbau sind bürgerliche Politiker auf beiden Augen wettbewerbsblind. Staatsgläubig. Und irrational. Ihr Glaubenssatz ist simpel: wos Stau gibt, da brauchts neue Strassen. Und zahlen soll der Staat.
Schon in der Vergangenheit ging das nicht auf. Wer Strassen säte, hat immer mehr Verkehr geerntet. Neue und breitere Strassen waren nach spätestens drei Jahren wieder gleich verstopft wie vor dem Ausbau.
Gut, das kann man verdrängen. Zum Glück nicht mehr verdrängt werden kann der Widerstand der Autobahn-Anwohner gegen die steigende Belärmung. Doch statt Rückbau heisst hier die teure Lösung «Deckel drauf».br /Würden wir nach diesem Muster Arbeitsmarktpolitik machen, so müsste der Staat jeden Arbeitslosen einstellen. Wäre die Luftreinhaltepolitik gleich gestaltet, würde der Staat Grossverschmutzern Filter verschenken. Doch was dort falsch wäre ist auch im Strassenbau falsch.
Investitionen in die Autoschlangen sind Fehlinvestitionen in ein Verkehrssystem der Vergangenheit. In zwanzig Jahren erst wären die neuen Stauspuren fertig. Wissen Sie vielleicht, wie viele Liter Benzin Sie sich dann im Monat noch leisten können?
Mein Vorschlag gegen den Stau ist ein anderer. Strassen zurückbauen. Spuren reduzieren. Und kommunizieren.
Das tönt naiv. Aber es funktioniert. Das hat die Milchbucksanierung bewiesen. Die Spurreduktion wurde gut kommuniziert. Auf ÖV und Fahrgemeinschaften hingewiesen.Die Folge? Der Verkehr lief flüssiger als beim Normalbetrieb!
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