Wo bitte geht’s zum „Dichtestress“?Lesedauer ca. 1 Minuten

Hier ein Leserbrief zur Ecopop-Abstimmung, der mir – mit der Erlaubnis, ihn auch hier zu posten – zugemailt wurde.

Es gibt in den letzten Jahrzehnten kein politisches Schlagwort, das mehr Demagogie und weniger Wahrheitsgehalt beinhaltet hat als dasjenige vom «zunehmenden Dichtestress». Ca. 12 Stunden eines Tages verbringen wir zu Hause. In den letzten 50 Jahren hat sich die Wohnfläche pro Kopf verdoppelt. Eine vierköpfige Familie wohnte damals in einer kleinen 3-Zimmer-Wohnung, heute in einer geräumigen 4 1/2-Zimmerwohnung. «Dichtestress» halbiert. Ca. 8 Stunden Zeit verbringen wir am Arbeitsplatz. Auch hier: die Arbeitsflächen pro Arbeitsplatz haben massiv zugenommen und der „Dichtestress“ abgenommen. Weniger Stress auch beim Einkaufen: die Detailhandelsflächen haben enorm zugenommen. Und im Quartier? Wo früher 300 Personen im Quartier wohnten, sind es heute noch 150. Das heisst: massiv weniger Lärm, weniger Gedränge auf den Trottoirs und Spielplätzen, weniger «lästige» Begegnungen. Fazit: Im Alltag hat der «Dichtestress» massiv abgenommen! Aufgrund dieser „Entdichtung“ sind viele SchweizerInnen Sensibelchen geworden und halten 10 Minuten in der überfüllten S-Bahn nicht mehr aus. Und geben der Einwanderung die Schuld. Es ist also umgekehrt: nicht wegen der paar Prozent Einwanderung sind die «Probleme» gewachsen, sondern wegen der gewachsenen Empfindlichkeit von Millionen SchweizerInnen. Was bleibt, ist das Problem der Zubetonierung der Landschaft. Aber genau hier legen sich die Einwanderungsskeptiker quer: die SVP hat jede Massnahme dagegen zu torpedieren versucht: Raumplanungsgesetz, Kulturlandinitiativen, Zweitwohnungsinitiative etc. Und die Ecopopper operieren mit unrealistischen Bildern unserer Städte à la Hongkong und Singapur und stellen so die Stadt als Moloch dar. Resultat: an der Ecopop-Initiative ist alles falsch, was nur falsch sein kann.

P. Marti, Baden-Rütihof

(Bild: Johann Jakob Mock, Die Landsgemeinde in Trogen)