Am 11. Februar 2020 veröffentlichten die Washington Post, ZDF und das Schweizer Fernsehen SRF die ersten Beiträge zu den sogenannten #Cryptoleaks. In diesem Dossier versuche ich, wichtige Quellen, Medienbeiträge und politische Entwicklungen festzuhalten. (letzte Aktualisierung 24.6.20)
Ich fordere: Umfassende Aufklärung der #Cryptoleaks mit einer PUK
- Beiträge zu Cryptoleaks
- Die Cryptoleaks-Timeline
- Persons of Interest
Beiträge zu Cryptoleaks
Cryptoleaks war eine gemeinsame Recherche der Washington Post, des ZDF und der Rundschau von SRF, die mehrere Monate dauerte und am 11. Februar 2020 veröffentlicht wurde.
- Washington Post 11.2.2020: The Intelligence Coup of the Century
- ZDF Frontal 21 11.2.2020: Opration Rubikon
- SRF Rundschau 12.2.2020: Weltweite Spionage-Operation mit Schweizer Firma aufgedeckt
ältere Beiträge vor Cryptoleaks
- Res Strehle: Verschlüsselt: der Fall Hans Bühler. 200 Seiten. 1994 Werd Verlag, Zürich
- Der Spiegel, 2.9.1996: Wer ist der befugte Vierte?
- Rote Anneliese Sept. 2015 (PDF) (Online auf Infosperber: Der Spion, der aus der Schweizer Chiffriermaschine kam)
Weitere Beiträge zu Cryptoleaks
- Tages-Anzeiger 14.2.2020: Ein Fall, grösser als meine Phantasie. Kommentar und Videointerview Res Strehle
- NZZaS, 15.2.2020: Crypto Affäre: Brisanter Aktenfund im Bunker
- Tages-Anzeiger, 16.2.2020: Cryptoleaks: Der Kronzeuge tritt aus dem Schatten
- Luzerner Zeitung, 09.3.2020: Bund stoppt Nachfolgefirma der Zuger Crypto AG
- Inside IT, 07.5.2020: Neue Profiteure der Crypto-AG-Geräte entdeckt
- Zentralplus, 15.06.2020: Warum bleibt der Zugang zum entscheidenden Dokument verwehrt?
- SRF News, 24.06.2020: Bundesrat bewilligt Crypto-Strafverfahren
- Tages-Anzeiger, 24.6.2020: Diese neun Schweizer wussten es
Reaktionen aus der Politik, Kommentare und Diskussionssendungen (Chronologisch)
- SRF Tagesgespräch, 12.2.2020 mit Jo Lang zum angekratzten Image einer neutralen Schweiz
- SRF Arena 14.2.2020 zu Cryptoleaks
- SRF Samstagsrundschau 15.2.2020 mit Tiana Angelina Moser zum Thema „Spionage-Fall: Ist die Schweiz noch glaubwürdig“
- Tages-Anzeiger 20.2.2020 Kommentar Markus Haefliger zu den Verharmlosern von #Cryptoleaks
Die Cryptoleaks Timeline
1992
Festnahme von Hans Bühler im Iran
1994
1995
10.12. Die Baltimore Sun berichtet am 10. Dezember 1995, dass die NSA Hintertüren in die Verschlüsselungsmaschinen der Crypto AG eingebaut hätten. (Originalartikel)
1996
2000
Am 23. Februar unterbreitet der Journalist Duncan Campbell einem Ausschuss des Europaparlaments im Zusammenhang mit dem System „Echelon“ einen Bericht. Darin heisst es, die NSA hätten europäische Chiffriersysteme unterwandert, das wichtigste Ziel sei die Crypto AG gewesen. Die abhörenden Geheimdienste hätten so die diplomatischen und militärischen Übermittlungen von über 130 Ländern überwachen können. Die Wahl sei auf die Crypto AG gefallen, weil die Firma nach dem 2. Weltkrieg sich eine starke Marktstellung erarbeitet hätte und von der Neutralität und dem guten Image der Schweiz profitiert habe. Die Crypto AG wies die Anschuldigungen zurück, und erklärte, die Vorwürfe gingen einfach auf den Bericht der Baltimore Sun von 1995 zurück. Die Baltimore Sun hätte damals aber eine Gegendarstellung der Crypto AG abgedruckt. (SDA Meldung vom 23.2.2000)
2014
Anfrage der SRF Rundschau ans Bundesarchiv zum Dossier über die BuPo-Untersuchung zum Fall Crypto. Das Dossier geht an die Bundespolizei, die Einsicht wird abgelehnt.
2015
Die NSA veröffentlicht Archivmaterial, dieses umfasst die Korrespondenz des NSA Kryptogotts William F. Friedman mit Crypto AG Gründer B. Haegelin. Damit wird die Zusammenarbeit der Crypto AG mit der NSA erstmals bestätigt. Wie die Zusammenarbeit allerdings genau vonstatten ging, geht aus den Dokumenten nicht hervor. Der Rundschau-Journalist von 1994, Frank Garbely, nimmt dies zum Anlass, bislang unveröffentlichte Aussagen aus Interviews im Zusammenhang mit den damaligen Rundschau-Recherchen zu publizieren.
2019
Erneute Anfrage von SRF Journalist*innen nach Einsicht ins BuPo-Dossier zum Fall Crypto, dieses wird im Bundesarchiv nicht mehr gefunden.
Durch die Anfragen der Rundschau wird der Bundesrat aufgeschreckt. Er informiert noch im November den damaligen Präsidenten der GPDel. Der Bundesrat macht erste Abklärungen und diskutiert die Bedeutung und das Vorgehen in der Sache.
Bundesrat Parmelin sistiert die Ausfuhrgenehmigung für die Crypto AG Nachfolgefirma.
2020
14.1. Der Bundesrat beschliesst eine Untersuchung durch Alt-Bundesrichter Oberholzer. Die GPDel leitet keine Inspektion ein.
11.2. Nachdem die ersten Infos zu #Cryptoleaks öffentlich werden, fordert Balthasar Glättli eine PUK. Auch die FDP-Präsidentin Petra Gössi hält eine PUK nicht für ausgeschlossen
12.2. In der Sondersendung zu #Cryptoleaks der Rundschau verkündet GPDel Präsident Alfred Heer, dass die GPDel am Folgetag über den Start einer Inspektion in Sachen Cryptoleaks entscheiden werde – was diese dann auch tut.
Das verschwundene BuPo-Dossier zum Fall Crypto ist wieder aufgetaucht.
26.2. Die GPDel zieht die Untersuchung von alt Bundesrichter Oberholzer an sich.
Persons of Interest
Die hier folgende Aufzählung beansprucht keinerlei Vollständigkeit sondern hält Personen in unterschiedlichen Kategorien fest, die möglicherweise in Cryptoleaks involviert oder darüber in irgend einer Form informiert gewesen sein könnten.
Bundesräte EMD resp. VBS
EMD resp. VBS Vorsteher seit 1989 waren Kaspar Villiger, Adolf Ogi, Samuel Schmid, Ueli Maurer, Guy Parmelin, Viola Amherd
Andere Bundesräte
Im Zuger Dokumentationszentrum ist die «NZZ am Sonntag» auf Briefe von Anfang 1994 gestossen, in denen der damalige Wirtschaftsminister Jean-Pascal Delamuraz (fdp.) und Aussenminister Flavio Cotti (cvp.) auf die Machenschaften der Crypto hingewiesen wurden.
Leitungsfiguren in den Nachrichtendiensten des Bundes
Peter Regli (Leitung des Nachrichtendienstes der Flieger- und Fliegerabwehrtruppen ab 1981, Chef des schweizerischen Nachrichtendienstes 1991-1999)
Markus Seiler (1997-1999 Referent im Stab des Chefs des EFD, Kaspar Villiger und 1999-2001 pers. Mitarbeiter von Kaspar Villiger; 2002 stv. Stabschef VBS, ab 2004 Generalsekretär VBS unter Samuel Schmid und Ueli Maurer; ab 2008 zudem Leiter der Gesamtprojektorganisation Zusammenführung der zivilen Nachrichtendienste und ab Mai 2009 designierter Leiter des neuen Nachrichtendienstes des Bundes (NDB ) und ab 2010 dessen Leiter; seit Dezember 2017 Generalsekretär des Aussendepartemends (EDA) unter Ignazio Cassis).
Jürg Bühler, seit ?? Vizedirektor des NDB
Jean-Philippe Gaudin, ab Juni 2008 Chef militärischer Nachrichtendienst, ab 2016 Verteidigungsattaché in Paris, seit Juli 2018 Direktor des Nachrichtendienstes des Bundes (NDB)
Bundespolizei
Jürg Bühler, heute Vizedirektor des NDB, war in den 90er Jahren Ermittler in der Affäre Hans Bühler.
Crypto AG
Es muss davon ausgegangen werden, dass Mitglieder des Verwaltungsrats oder gar Verwaltungsratspräsidenten der Crypto AG über die Vorgänge informiert waren. In dieser Zuger Connection sind sowohl CVP- als auch FDP-Politiker verwickelt.