Am 11. Februar 2020 veröffentlichten die Washington Post, ZDF und das Schweizer Fernsehen SRF die ersten Beiträge zu den sogenannten #Cryptoleaks. In diesem Dossier versuche ich, wichtige Quellen, Medienbeiträge und politische Entwicklungen festzuhalten. (letzte Aktualisierung 24.6.20)

Ich fordere: Umfassende Aufklärung der #Cryptoleaks mit einer PUK

Beiträge zu Cryptoleaks

Cryptoleaks war eine gemeinsame Recherche der Washington Post, des ZDF und der Rundschau von SRF, die mehrere Monate dauerte und am 11. Februar 2020 veröffentlicht wurde.

ältere Beiträge vor Cryptoleaks

Weitere Beiträge zu Cryptoleaks

Reaktionen aus der Politik, Kommentare und Diskussionssendungen (Chronologisch)

Die Cryptoleaks Timeline

1992

Festnahme von Hans Bühler im Iran

1994

1995

10.12. Die Baltimore Sun berichtet am 10. Dezember 1995, dass die NSA Hintertüren in die Verschlüsselungsmaschinen der Crypto AG eingebaut hätten. (Originalartikel)

1996

2000

Am 23. Februar unterbreitet der Journalist Duncan Campbell einem Ausschuss des Europaparlaments im Zusammenhang mit dem System „Echelon“ einen Bericht. Darin heisst es, die NSA hätten europäische Chiffriersysteme unterwandert, das wichtigste Ziel sei die Crypto AG gewesen. Die abhörenden Geheimdienste hätten so die diplomatischen und militärischen Übermittlungen von über 130 Ländern überwachen können. Die Wahl sei auf die Crypto AG gefallen, weil die Firma nach dem 2. Weltkrieg sich eine starke Marktstellung erarbeitet hätte und von der Neutralität und dem guten Image der Schweiz profitiert habe. Die Crypto AG wies die Anschuldigungen zurück, und erklärte, die Vorwürfe gingen einfach auf den Bericht der Baltimore Sun von 1995 zurück. Die Baltimore Sun hätte damals aber eine Gegendarstellung der Crypto AG abgedruckt. (SDA Meldung vom 23.2.2000)

2014

Anfrage der SRF Rundschau ans Bundesarchiv zum Dossier über die BuPo-Untersuchung zum Fall Crypto. Das Dossier geht an die Bundespolizei, die Einsicht wird abgelehnt.

2015

Die NSA veröffentlicht Archivmaterial, dieses umfasst die Korrespondenz des NSA Kryptogotts William F. Friedman mit Crypto AG Gründer B. Haegelin. Damit wird die Zusammenarbeit der Crypto AG mit der NSA erstmals bestätigt. Wie die Zusammenarbeit allerdings genau vonstatten ging, geht aus den Dokumenten nicht hervor. Der Rundschau-Journalist von 1994, Frank Garbely, nimmt dies zum Anlass, bislang unveröffentlichte Aussagen aus Interviews im Zusammenhang mit den damaligen Rundschau-Recherchen zu publizieren.

2019

Erneute Anfrage von SRF Journalist*innen nach Einsicht ins BuPo-Dossier zum Fall Crypto, dieses wird im Bundesarchiv nicht mehr gefunden.

Durch die Anfragen der Rundschau wird der Bundesrat aufgeschreckt. Er informiert noch im November den damaligen Präsidenten der GPDel. Der Bundesrat macht erste Abklärungen und diskutiert die Bedeutung und das Vorgehen in der Sache.

Bundesrat Parmelin sistiert die Ausfuhrgenehmigung für die Crypto AG Nachfolgefirma.

2020

14.1. Der Bundesrat beschliesst eine Untersuchung durch Alt-Bundesrichter Oberholzer. Die GPDel leitet keine Inspektion ein.

11.2. Nachdem die ersten Infos zu #Cryptoleaks öffentlich werden, fordert Balthasar Glättli eine PUK. Auch die FDP-Präsidentin Petra Gössi hält eine PUK nicht für ausgeschlossen

12.2. In der Sondersendung zu #Cryptoleaks der Rundschau verkündet GPDel Präsident Alfred Heer, dass die GPDel am Folgetag über den Start einer Inspektion in Sachen Cryptoleaks entscheiden werde – was diese dann auch tut.

Das verschwundene BuPo-Dossier zum Fall Crypto ist wieder aufgetaucht.

26.2. Die GPDel zieht die Untersuchung von alt Bundesrichter Oberholzer an sich.

Persons of Interest

Die hier folgende Aufzählung beansprucht keinerlei Vollständigkeit sondern hält Personen in unterschiedlichen Kategorien fest, die möglicherweise in Cryptoleaks involviert oder darüber in irgend einer Form informiert gewesen sein könnten.

Bundesräte EMD resp. VBS

EMD resp. VBS Vorsteher seit 1989 waren Kaspar Villiger, Adolf Ogi, Samuel Schmid, Ueli Maurer, Guy Parmelin, Viola Amherd

Andere Bundesräte

Im Zuger Dokumentationszentrum ist die «NZZ am Sonntag» auf Briefe von Anfang 1994 gestossen, in denen der damalige Wirtschaftsminister Jean-Pascal Delamuraz (fdp.) und Aussenminister Flavio Cotti (cvp.) auf die Machenschaften der Crypto hingewiesen wurden.

Leitungsfiguren in den Nachrichtendiensten des Bundes

Peter Regli (Leitung des Nachrichtendienstes der Flieger- und Fliegerabwehrtruppen ab 1981, Chef des schweizerischen Nachrichtendienstes 1991-1999)

Markus Seiler (1997-1999 Referent im Stab des Chefs des EFD, Kaspar Villiger und 1999-2001 pers. Mitarbeiter von Kaspar Villiger; 2002 stv. Stabschef VBS, ab 2004 Generalsekretär VBS unter Samuel Schmid und Ueli Maurer; ab 2008 zudem Leiter der Gesamtprojektorganisation Zusammenführung der zivilen Nachrichtendienste und ab Mai 2009 designierter Leiter des neuen Nachrichtendienstes des Bundes (NDB ) und ab 2010 dessen Leiter; seit Dezember 2017 Generalsekretär des Aussendepartemends (EDA) unter Ignazio Cassis).

Jürg Bühler, seit ?? Vizedirektor des NDB

Jean-Philippe Gaudin, ab Juni 2008 Chef militärischer Nachrichtendienst, ab 2016 Verteidigungsattaché in Paris, seit Juli 2018 Direktor des Nachrichtendienstes des Bundes (NDB)

Bundespolizei

Jürg Bühler, heute Vizedirektor des NDB, war in den 90er Jahren Ermittler in der Affäre Hans Bühler.

Crypto AG

Es muss davon ausgegangen werden, dass Mitglieder des Verwaltungsrats oder gar Verwaltungsratspräsidenten der Crypto AG über die Vorgänge informiert waren. In dieser Zuger Connection sind sowohl CVP- als auch FDP-Politiker verwickelt.