Vor Jahren war das Wachstum des Internets verbunden mit dem Versprechen einer immer grösseren Öffentlichkeit. Mit dem Versprechen, die klassischen Medien zu ergänzen. Durch unzensierte Information. Durch die Möglichkeit, dass direkt Betroffene ihre eigene Sicht einbringen können. Diese Entwicklung ist in Gefahr.
Diese Entwicklung kann in bestimmten Fällen wertvoll sein. Irrelevante Link-Farmen werden aus den Top-Suchresultaten verschwinden. Und wenn ich eine Woche lang für einen Fachbeitrag Recherchen z.B. zum Thema Energiewende und Atomausstieg mache, freut es mich, wenn Google mit der Zeit merkt, dass ich mich für wissenschaftliche Publikationen und nicht für Propaganda und PR interessiere.
Aber Eli Pariser hat recht: Eine solche Personalisierung ist sehr gefährlich – vor allem, wenn sie sich nicht ausschalten lässt. Wer nur noch sieht, was er schon weiss, und weiss, was er sieht, wird mit der Zeit immer autistischer. Natürlich war die alte „Öffentlichkeit“ der Zeitungen und Zeitschriften nicht perfekt. Aber es war eine Öffentlichkeit, und damit eine gemeinsame Diskussionbasis. Eine Klammer, über deren (Un)angemessenheit bei der Wiedergabe von Ereignissen sich trefflich streiten liess.
Wenn aber unsere Medienkonsum sich immer mehr ins Internet verlagert, und wenn im Internet auch im Nachrichtenbereich immer stärker eine Personalisierung stattfindet: Dann verschwindet damit auch die Öffentlichkeit. Und damit eine der Grundlagen für jede Demokratie.
Eli Parisers Artikel findet sich im Observer vom 12. Juni 2011
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UPDATE 2.3.2012: Unterdessen hat auch der Tages-Anzeiger das Thema online aufgenommen.
This post was last modified on 09.08.2016 15:50