Der Puck liegt beim StadtratLesedauer ca. 2 Minuten

Persönliche Erklärung zum Schauspielhaus-Streik, 25.1.2006

Der Puck liegt beim Stadtrat

Mit dem heutigen Warnstreik ist die Auseinandersetzung um das Lohnreglement der Mitarbeitenden des Schauspielhauses definitiv in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt.

Man mag über die Höhe der Löhne unterschiedlicher Auffassung sein. Immerhin gilt es an dieser Stelle festzuhalten, dass die Vorschläge des Personals innerhalb des Lohnbands der Besoldungsverordnung und unter den Ansätzen des früheren Lohnreglements lagen.

Wir erinnern uns: Der Stadtrat bewies – als es um die Verpflichtung des neuen künstlerischen Direktors Hartmann ging – noch ziemliche Phantasie, indem er mit der Bereinigung der Wohnungsfrage durch die Vermietung der Villa Moser optimale Voraussetzungen für den erwünschten neuen Intendanten schuf. Man kann dies kritisieren oder als kreative Form von fringe benefit loben.

Eins steht fest: hier hatte sich der Stadtrat und auch der Stadtpräsident nicht hinter der Schauspielhaus AG versteckt, sondern der Stadtpräsident hat (nach Ausführungen in Interpellationsantworten) «bei den intensiven Bemühungen, Matthias Hartmann als künstlerischen Leiter des Schauspielhauses zu gewinnen, wesentlich mitgewirkt. Einerseits in seiner Eigenschaft als Stadtpräsident und Vorsteher des Präsidialdepartements, dem die hervorragende Besetzung der Intendanz ein grosses Anliegen war, anderseits als Vizepräsident des Schauspielhausverwaltungsrats und Vorsitzender der Findungskommission.»

In der aktuellen Auseinandersetzung dagegen nahm der Stadtrat bisher seinen Einfluss nicht sichtbar wahr. Die Phantasie und der Wille, im Interesse der Kulturstadt Zürich und im Interesse jener Angestellten, die auch zu den turbulentesten Zeiten des Schauspielhauses mit grossem persönlichem Einsatz den Spielbetrieb ermöglichten, zu einer einvernehmlichen Lösung beizutrage, waren offenbar nicht mehr vorhanden. Zu befürchten ist allerdings, dass die tiefe Überführung kein Betriebsunfall, sondern eine grundlegende Strategie ist, die auch bei anderen Anpassungen verfolgt werden soll ? in diesem Fall sind wohl auch der VPOD und die SP gefordert und tun gut daran, sich konkret mit den Anliegen der Unia zu solidarisieren.

Sie dagegen, Herr Stadtpräsident, meine Damen und Herren Stadträtinnen und Stadträte, sie können sich zuerst einmal entspannen: Das Schauspielhaus wird wohl nicht nach Kloten ziehen. Es gibt also keine Veranlassung für markige Stellungnahmen. Gefragt ist stattdessen Diplomatie. Nehmen sie also jetzt Ihre Verantwortung wahr, zu einer fairen Verhandlungslösung im aktuellen Lohnkonflikt beizutragen.