Auf Einladung des «Tages-Anzeigers» debattieren Balthasar Glättli, Gemeinderat der Grünen aus Zürich, und der Zürcher FDP-Nationalrat Filippo Leutenegger alle zwei Wochen zu einem von der Redaktion vorgegebenen Thema. Heute: Die Zürcher Staatsangestellten sollen zwei zusätzliche Ferientage erhalten, das Kader sogar fünf. Ist das gerechtfertigt?
Wer hat, dem wird gegeben. Nach diesem biblischen Motto will die Finanzdirektion die Ferien der kantonalen Angestellten neu regeln. Konkret solls für die 600 höchsten Kader neu fünf Wochen Ferien geben. Nur zwei zusätzliche Ferientage werden dagegen allen restlichen Angestellten zugestanden. Im Spital, beim Strassenunterhalt oder bei der Polizei: Gegenüber den hart Arbeitenden ist Rappenspalten Trumpf. Das ist unfair, unverständlich und unangemessen.
Der Kanton Zürich ist schon lange keine Wellness-Oase mehr für die Angestellten. Das Bild der faulen Beamten ist so unrichtig wie beleidigend. Die letzten Sparrunden haben das Personal hart getroffen. So ist in 15 Jahren ein Teuerungsverlust von 8 Prozent aufgelaufen. Die Arbeitsbelastung stieg stark. Überstunden sind oft die Regel. Wenn der Regierungsrat diesen Entscheid nicht korrigiert, hat die vom VPOD bereits angekündigte Volksinitiative für fünf Ferienwochen für alle Unterstützung verdient. Auch in den Gesamtarbeitsverträgen für Gastgewerbe und Banken, im Bau und in der Metallindustrie sind fünf Ferienwochen garantiert. Ebenso bei SBB und Bund. Sogar der Kanton Bern wird bald fünf Ferienwochen gewähren. Zeit für ein klares Signal auch hier: Wir Bürger verlangen von einer modernen Verwaltung viel. Zu Recht! Konsequenterweise sollten wir den Angestellten auch zeitgemässe Arbeitsbedingungen bieten. Wenn der Staat alles daran setzt, ein schlechterer Arbeitgeber zu sein als die Privaten, gewinnt niemand.