Tristam Stuarts Buch „Food Waste“ müsste aufrütteln. Er zeigt auf, dass alle weggeworfenen Nahrungsmittel aus Europa und USA alle Hungernden auf der Welt sieben mal ernähren könnten. Und die Nahrungsmittelverschwendung ist durchaus klimarelevant.
Dass die Nahrung auf unserem Tisch durchaus nicht immer romantisch auf einem Acker in der Nähe gewachsen ist, sondern z.B. in Spanien nur dank der Ausbeutung von Sans-Papiers so günstig produziert werden kann, das habe ich gewusst. Weniger bewusst waren mir die schockierenden Feststellungen, die Stuart auf seiner Website zum Buch „Food Waste“ unter dem Blickwinkel der Verschwendung von Nahrungsmitteln macht:
- Die 40 Millionen Tonnen Essen, die allein in US Haushalten, Lebensmittelläden und Restaurants im Abfall landen, könnten alle der ca. 1 Milliarden unterernährten Menschen ernähren.
- Das Bewässerungs-Wasser, das weltweit zur Herstellung von später fortgeworfener Nahrung verwendet wird, würde den Wasserbedarf von 9 Milliarden Leuten (mit 200 Litern pro Tag) decken. Entsprechend war die Verschwendung von Nahrungsmitteln auch ein Thema an der Welt Wasser Woche in Stockholm 2008.
Stuart führt zudem auch aus, dass die Nahrungsmittelverschwendung klimarelevant ist:
- Würden auf dem Land, das heute zum Anbau später wieder weggeworfener Nahrungsmittel dient, Bäume gepflanzt, könnte dies laut ihm zur Bindung von bis zu maximal 100% der Treibhausgas-Emissionen führen.
- 10% der Treibhausgas-Emissionen der reichen Länder resultieren aus der Produktion von Nahrungsmitteln, die nie gegessen werden.
Die Quellen zu Stuarts Behauptungen habe ich nicht überprüft. Und natürlich ist eine nicht weggeworfene Kartoffel in der Schweiz nicht einfach mit verfügbarer Nahrung in Aethiopien gleichzusetzen. Immerhin: nicht nur in der Energiefrage liegt offensichtlich die Lösung nicht einfach darin, mehr (und umweltfreundlicher) zu produzieren. Sondern auch schlicht darin, weniger zu verschwenden. Das wäre eine andere Grüne Revolution: Verzicht auf Gentech beim Nahrungsmittelanbau – und ein respektvollerer Umgang mit den Nahrungsmitteln, die wir bereits haben.
Ich danke Monika Bloch für den Hinweis, dass auch der Film „We feed the world“ mit einer eindrücklichen Eingangsszene diese Thematik illustriert: