Tonnen von Plastikmüll gefährden unsere Gewässer. Doch die Schweiz schaut zu – im Gegensetz zu den G7-Nationen, der EU und unseren Nachbarländern. Das können du und ich dagegen tun?
Tagtäglich verschmutzen wir – teils bewusst, teils unbewusst – mit kleinsten Plastikpartikeln, sogenanntem Mikroplastik, unsere Umwelt. Mikroplastik ist feines Plastikgranulat, das von der Industrie zum Beispiel in Kosmetika wie Peelings weiterverarbeitet wird. Eine vollständige Filterung in Klärwerken ist nicht möglich, wodurch Mikroplastik über das Abwasser direkt in unsere Gewässer (Flüsse, Seen, Meere) gelangt.
Problem erkannt. Aber nicht in der Schweiz.
Die G7-Nationen haben im Sommer 2015 einen Aktionsplan gegen die Meeresverschmutzung unterzeichnet. Darin stehen auch Massnahmen gegen Mikroplastik. Zudem haben sich zehn EU-Staaten für ein Forschungsprogramm zu Mikroplastik zusammengeschlossen. Die Forschungsanträge werden u.a. von Philippe Corvini, Professor an der FHNW, geprüft und genehmigt. Das heisst, das Problem wurde in unseren Nachbarländern nicht nur erkannt, sondern sie ziehen auch Schweizer Know-how bei, um gegen Mikroplastik vorzugehen.
Von dieser Realität ist die Schweizer Politik weit entfernt. Auf meinen Vorstoss „Mikroplastik in Körperpflegeprodukten verbieten“ antwortete der Bundesrat im Mai 2014, er würde eine ETH-Studie abwarten. Konkrete Massnahmen folgten bis heute nicht. Im März 2016 wurde meine Motion ohne Abstimmung abgeschrieben, weil sie schon zwei Jahre alt war.
Warum Mikroplastik problematisch ist
Aufgrund seiner wasserabweisenden Oberfläche zieht Mikroplastik Schadstoffe an und lagert diese an der Oberfläche ab. Die Partikel werden dann samt Schadstoffen von den Wasserorganismen aufgenommen: Mikroplastik wurde in Seehunden, Fischen, Muscheln und kleineren Organismen nachgewiesen, die es mit ihrer Nahrung aufnehmen. Die Partikel gefährden somit nicht nur Tiere und unsere Umwelt, sondern auch konkret uns Menschen, wenn wir zum Beispiel Schadstoff belasteten Fisch konsumieren. Dieser Prozess kommt nicht nur in Meeren vor, sondern auch in allen anderen Gewässern. Die Frage ist also nicht, ob Mikroplastik in unsere Gewässer gelangen und sie belasten kann, sondern WIE wir unsere Gewässer und uns Menschen vor dieser starken Verschmutzung schützen können. Die Thematik ist demnach genauso relevant für die Schweiz.
Es braucht weiterhin ein Verbot für Mikroplastik
Da es ökologisch abbaubare und umweltverträgliche Produkte gibt (z.B. Granulat aus Baumnussschalen), um die Mikroplastik-Teile in Kosmetika zu ersetzen, ist in meinen Augen ein Verbot unproblematisch. Deshalb habe ich Ende der Sommersession 2016 erneut eine Motion eingereicht. Ich fordere darin, dass auf Verordnungs- oder Gesetzesstufe die notwendigen Anpassungen vorgenommen werden, um die Verwendung von kleinsten Kunststoffpartikeln (Mikroplastik) in Körperpflegeprodukten zu verbieten. Ich bin auf die Antwort des Bundesrates gespannt.
Das kannst du tun
In der Zwischenzeit können du und ich aber bereits im Kleinen handeln. Eine Auswahl:
- Beim Kauf von Kosmetika darauf achten, dass kein Mikroplastik enthalten ist.
- Sich beim Einkauf erkundigen, ob es Produkte mit Biowachspartkeln (Alternative zu Mikroplastik) gibt. Falls nicht, nachfragen warum.
- Stelle deinen Bestand an Kleidung, Bettwäsche und Putztüchern nach und nach auf Teile aus reiner Baumwolle oder anderen Naturfasern um. (So gelangen über die Waschmaschine keine Kunstfasern ins Wasser.)
- Kleidungsstücke, die Plastik enthalten, nicht mehr waschen, sondern gut auslüften.
Beitragsbild: © Flickr/Chesapeake Bay Program (CC BY-NC 2.0)